0 Grad o/ooo: Entbrannt von Liebes, = Flammen

 

 

 Wolfram Berger Textauswahl & Rezitation

Stefan Müller Idee

 

Radierung von Johannes Gachnang "Der Skt. Adolf Ball-Saal. Für Adolf Wölfli"
entstanden 1967 in Berlin Foto: Wolfgang Selbach

 

 

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Adolf Wölfli, 1864 geboren und 1930 als Patient der Irrenanstalt Waldau bei Bern gestorben, gilt als das berühmteste Beispiel eines schöpferischen Schizophrenen. Wölfli hat ein unermessliches zeichnerisches, dichterisches und musikalisches Werk geschaffen, das durch seine phantastische Vielfalt und Unbändigkeit fasziniert.

 

Aus der riesigen Sammlung von Adolf Wölflis Schriften wählte Wolfram Berger Gedichte und Geschichten für dieses im Rahmen von WIEN MODERN in Kooperation mit dem BURGTHEATER uraufgeführte Text-Konzert aus.

 

 


MOTTO: Wohl ist es wahr, was ich getan:
Doch bin ich stet's, im Grössen = Wahn:
Und leise, leise, kräht der Hahn:
Denn, Wir sind auf, der Eisenbahn.


KURIER KRITIK

Prem.: 18.11.2001 - Burgtheater / Kasino am Schwarzenbergplatz

Reise zu den Sternen

Kasino: Wolfram Berger ist Wölfli

Eine Reise über Kontinente und durch Welten. Eine geistige Odyssee zu Heiligen, Göttern und zu den Sternen, welche trotz sehr hoher Preise auch die Schweizer Seele in ein Flammenmeer verwandeln.

Nein: Die Ratio hat ausgedient; der künsterische Irr-sinn öffnet neue Wege des Verstehens.

Ja: Adolf Wölfli ist im Kasino am Schwarzenbergplatz bei " Grad 0/000: Entbrantt von Liebes,=Flammen".  In Kooperation mit dem Festival „Wien modern" zeigt das Burgtheater ein so genanntes „Text-Konzert" über den Jahrzehnte in der Irrenanstalt kasernierten Grenzgänger Adolf Wölfli. Schreiber, Dichter, Zeichner, Komponist –

Wölfli (1864 bis1930) entzieht sich jeder Schublade, ist zum Schöpfer seines eigenen Universums geworden. Ein Kosmos, in dem literarische, melodische, malerische und sogar mathematische Elemente zu einer verqueren, auch verstörend-komischen Einheit finden.

Behutsam nähert sich der Schauspieler Wolfram Berger diesem verschachtelten Konglomerat, verbindet die ausgewählten Texte mit musikalischen Einlagen  (sehr gut an der Tuba: Jon Sass) und schlüpft perfekt in Wölflis Haut. Der Schweizer Dialekt als Basis und Wortkaskaden als bewusste Irreführung - mit Bergers Stimme spricht auch Wölfli. Von den „Zehn Geboten" des Küssens, über die „Liste der 50 allergrößten Sterne" bis zu irrationaler Mathematik: In Wolfram Bergers Körper wirbt der ungeliebte Wölfli um Vertrauen, legt existenzielle Nöte bloß und scheitert letztlich doch am Sinn des Seins.

Berger ist Wölfli und Wölfli ist Berger: Komik und Tragik, Verlorenheit und Bodenhaftung erschaffen eine neue Welt. Wer Adolf Wölfli wirklich war? Egal! Schlaglichter werden sichtbar; ein Rest an Geheimnis aber bleibt. Und das ist gut so.     

(PETER JAROLIN, Kurier Wien 20. 11. 2001)

 


 

"Ich hab sie nicht geküsst - ich hab ihr nur was in den Mund geflüstert" (Chico Marx)

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