gelesen von
Wolfram Berger


Hörbuch | 6 CDs
Gesamtspieldauer: 381 Min.

Preis: EUR 29,90


Produktion: Diogenes, 2009

 


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Im Restaurant Tari-Bari in Paris treffen sich in den dreißiger Jahren die russischen Emigranten. Einer von ihnen ist Semjon Golubtschik, illegi­timer Sohn des Fürsten Krapotkin, ehemaliger Spitzel der zaristischen Geheimpolizei, Lieb­haber des Mannequins Annette Leclaire. Eine lange, durchzechte Nacht hindurch erzählt er dem Wirt und den Gästen des Tari-Bari seine Lebensgeschichte - und wie er zum Mörder wurde.
»In dieser Lebensbeichte spiegelt sich eine Welt, die einem mechanischen Kreislauf von Unter­werfung und Herrschaft ausgeliefert ist, der - in der Seele der Menschen - alle historischen Kata­strophen und Veränderungen überdauert hat.« Kindlers Neues Literaturlexikon






Joseph Roth wurde 1894 als Sohn jüdischer Eltern in der Nähe von Lemberg (Ostgalizien) geboren, da­mals noch Teil von Öster­reich-Ungarn. Er begann in Lemberg und Wien ein Phi­losophie- und Germanistik­studium, musste es aber wegen des Ersten Welt­kriegs abbrechen. Ab 1916 veröffentlichte er Erzählun­gen und Romane. Nach dem Krieg lebte er als Jour­nalist in Wien und Berlin. 1933 emigrierte er nach Paris, wo er 1939, verarmt und alkoholkrank, starb.



HÖRBEISPIEL:

Hörprobe 1

PRESSESPIEGEL:



  Süddeutsche Zeitung, München
Literaturbeilage zur Frankfurter Buchmesse
Ausgabe vom: 13.10.2009 von: jby

 

Beim Beichten

Wolfram Berger liest

Joseph Roth

Paris in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts, „Tart Bari“ heißt das Restaurant, in dem sich russische Emigranten treffen. Dem Erzähler dieses 1936 zuerst erschienenen Romans fällt
ein Stammgast auf: ein großer, breit schultriger, graublonder Mann, mit Haren, manchmal blitzenden, blauen Augen. Auch der Alkohol trübt sie nicht.
Durchschnittlich scheint das schnurr bärtige Gesicht, aber der Verdacht, dass es dennoch ein Geheinmis verberge, ist nicht von der Hand zu weisen. Eines Nachts nun hört der aus Deutschland
stammende, des Russischen mächtige Erzähler die Frage durch den Raum schwirren, warum der Mörder heute so finster schaue. Es beginnt die im Titel angekündigte Beichte: Viel erfährt man über das Leben im zaristischen Russland, . über die Ochrana und ihre Spitzel, und es gibt einige Überraschungen im Laufe der langen Nacht.

Josef Roth hat sich viel Zeit genommen, die Geschichte des Spitzels Semjon Golubtschik zu erzählen. Und Wolfram Berger, Jahrgang 1945, trifft den Ton, ohne den das epische Erzählen nicht gelingen kann, in Vollendung. Mit seiner leicht gebrochenen Stimme schlägt er den Hörer in den Bann und schafft es, dass man noch den Unwahrscheinlichkeiten des Rothschen Romans mit Hingabe lauscht und sich dieser Geschichte aus einem untergegangen Europa ohne Zögern anvertraut. jby



Wolfram Berger liest Joseph Roth

Ein idealer Interpret für diesen Text - man meint tatsächlich, man höre den russischen Emigranten, der seine Zuhörer im Pariser Refugium mit seiner Lebensbeichte fesselt.

Noch einmal Joseph Roth: Seine “Beichte eines Mörders, erzählt in einer Nacht” ist in ihrer Mischung aus realitätsnaher Beschreibung und romantischer Fantastik, mit ihren zahlreichen Abschweifungen und Nebenhandlungen, mit ihren unerwarteten Wendungen, mit ihren literarischen Bezügen das wohl kurioseste Werk des großen Erzählers. Im Pariser Restaurant Tari-Bari, dem Treffpunkt gestrandeter russischer Existenzen, erzählt Semjon Golubtschik die abenteuerliche Geschichte aus dem vorrevolutionären Russland, die ihn zum Mörder machte.

Wolfram Berger ist der ideale Interpret für diesen Text, der, ungekürzt auf sechs CDs, fast sechseinhalb Stunden in Anspruch nimmt. Mit seiner heiseren Stimme und jener Grazer Sprachfärbung, die er mit Peter Simonischek, dem scheidenden Salzburger Jedermann, teilt, folgt er der Melodie von Roths Duktus, betont er, was keineswegs mehr schauspielerische Selbstverständlichkeit ist, die Sätze genau so, wie ihr Sinn es eigentlich verlangt. Da kommt keine Monotonie auf, obwohl Berger auf jegliche Exaltiertheit oder auf artikulatorische Mätzchen verzichtet. Man meint tatsächlich, man höre den russischen Emigranten, der seine Zuhörer im Pariser Refugium mit seiner Lebensbeichte fesselt.

Wolfram Berger ist ein untypischer Schauspieler. Er hat mehreren bedeutenden Ensembles angehört, im Fernsehen und in einer ganzen Reihe von Filmen mitgespielt, aber er ist zu rastlos, um sich festzulegen und einen einmal erlangten Erfolg auszubeuten. Dies ist auch nicht das erste Hörbuch, dem er seine Stimme und seine Interpretationskunst leiht, aber es ist vielleicht sein bestes.

Thomas Rothschild

"Ich hab sie nicht geküsst - ich hab ihr nur was in den Mund geflüstert" (Chico Marx)

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